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13.11.2017

Deutscher Sachverständigentag in Leipzig – Unabhängig Denken und Handeln

Am 9. und 10. November fand der 19. Deutsche Sachverständigentag (DST) in Leipzig statt. An der bundesweit wichtigsten und größten interdisziplinären Fachveranstaltung des Sachverständigenwesens nahmen rund 350 Sachverständige der verschiedensten Bestellungsgebiete teil. Als verantwortlicher Mitträger organisierte der Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger e.V. (BVS) diese alle zwei Jahre stattfindende Tagung für den fachlichen und berufspolitischen Wissensaustausch.

Unter dem Motto „Unabhängig Denken und Handeln“ bot der 19. Deutsche Sachverständigentag in Leipzig ein Forum für den fachübergreifenden Wissens- und Erfahrungsaustausch, die Fortbildung und kollegiale Kontaktpflege der Sachverständigen. Im Dialog mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Justiz wurden zukunftsweisende Themen und die weitere Ausrichtung des Sachverständigenwesens besprochen. Unbestritten ist das Sachverständigenwesen eine wichtige Säule der Justiz und Gesellschaft. Von über 20 Organisationen getragen, repräsentiert der DST rund 20.000 bundesweit tätige Sachverständige.

DST-Präsident Willi Schmidbauer betonte in seiner Eröffnungsrede, dass die Zahl der von Gerichten benötigten Sachverständigen stetig wachse. Gleichzeitig stünde man vor enormen Herausforderungen wie der Einführung der elektronischen (papierlosen) Gerichtsakte, für die noch geeignete Datenschutzmaßnahmen geschaffen werden müssten, die zurückgehende Zahl der Neubestellungen sowie die Anpassung der Vergütungssätze für Sachverständige, die Gerichtsgutachten erstellen, da diese erheblich von denen der Privatwirtschaft abweichen. Dabei führte Schmidbauer aus, dass die höchste Qualifikation für einen Sachverständigen die Öffentliche Bestellung und Vereidigung sei und es gelte, diese Bestellung zu garantieren, den Nachwuchs zu fördern und die Qualitätssicherung zu gewährleisten. „Öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige weisen ihr hohes Fachwissen durch umfangreiche Prüfungen im Rahmen ihrer Bestellung nach. Dieses Fachwissen ist Voraussetzung, dass Projekte zielsicher zum Erfolg geführt werden, Gerichte mit sachverständiger Unterstützung Recht sprechen können, und der Verbraucher professionelle Gutachten erhält. Sachverständige erfüllen daher eine wichtige Aufgabe - im öffentlichen Leben und bei der privatgutachterlichen Tätigkeit“, so der DST-Präsident.

In Anbetracht dessen, dass allein mehr als die Hälfte der zivilprozessualen Streitigkeiten nur mit Unterstützung eines Sachverständigengutachtens zu Ende gebracht werden können, in anderen Gerichtszweigen eine vergleichbare Situation bestehe, sei es unabdingbar, so Schmidbauer in seinen Ausführungen weiter, dass der Gesetzgeber alle notwendigen rechtlichen und technischen Voraussetzungen, sowie eine adäquate Vergütung schaffe, damit das Sachverständigensystem auch künftig Bestand habe und gesichert sei.

Neben den Themen der elektronischen Kommunikation, des Honorars der Gutachtertätigkeit und der Frage des Nachwuchses, beschäftigte sich der DST auch mit der zunehmenden Flut von Normen in allen Bereichen der Technik, insbesondere im Bauwesen und bei der Technischen Gebäudeausrüstung. Diese Entwicklung stellt nach Ansicht der Sachverständigen eine nicht hinnehmbare Belastung der wirtschaftlichen Aktivitäten dar und führt zu nicht mehr praktikablen Bau- und Sanierungsmaßnahmen.

Des Weiteren sprachen sich die Sachverständigen für eine öffentliche Bestellung und Vereidigung für die Sachverständigen aus der Berufsgruppe der Ärzte und Psychologen aus. Der Gesetzgeber soll hier dieses Qualitätssicherungssystem auch in dem medizinischen Bereich etablieren, damit die Kritik an der zunehmenden Anzahl von Fehlgutachten, wie sie in der (jüngsten) Vergangenheit immer wieder aufgetreten sind, künftig minimiert wird.

Neben den allgemeinen Forderungen des Sachverständigenwesens, welche der DST in seiner Abschlussresolution schriftlich fixiert hat, standen die beiden Tage ganz im Zeichen des Fachwissens: Fachexkursionen sowie Fachseminare für Sachverständige der Bereiche Immobilienbewertung, Bauwesen, Technische Gebäudeausrüstung, Maschinen, Anlagen und Betriebseinrichtung (MAB), Naturwissenschaften, Innenraumhygiene sowie des Kraftfahrzeugwesens gehörten zum umfangreichen Veranstaltungsprogramm. Der nächste Sachverständigentag findet 2019 statt.

Bei redaktioneller Verwendung bitten wir um Zusendung eines Beleges.

Weitere Informationen unter  www.deutscher-sachverstaendigentag.de